MING LU TIGRESS, TIGRESS
ÜBER DIE AUSSTELLUNG
AUSTELLUNG
04.06. - 07.03.2021
STANDORT
BBA GALLERY
KÖPENICKER STR. 96
10179 BERLIN
Die Künstlerin Ming Lu konterkariert den Massenproduktionsmodus „Made in China“ durch die Verwendung traditioneller chinesischer Handwerkskunst und schafft kleine, wertvolle Editionen zeitgenössischer bildender Kunst. Ihre Kunstwerke werden in einer Vielzahl von Medien wie Porzellanskulpturen, Stickereien, Kunstdrucken und weichen Skulpturen hergestellt.
Die in China geborene und aufgewachsene Künstlerin studierte am Royal College of Art in London und lebt heute in Berlin. Ming Lu hat den BBA-Künstlerpreis im Jahr 2020 gewonnen und ist eine neu vertretene Künstlerin der Galerie. Sie arbeitet eng mit kleinen Werkstätten in China zusammen, um ihre Ideen zum Leben zu erwecken. Dabei verwendet sie humorvoll Symbole und Figuren aus Mythen, Legenden, prähistorischer Kultur und aus ihrer eigenen Biografie. Ming Lus Arbeite spiegeln ihre kulturelle Identität wider, die eine dauerhafte Bindung an China, das Land ihrer Geburt, mit der einer wachsenden Beziehung zu ihrer neuen Heimat Europa verbindet.
Ming Lus metaphorische Verwendung von Alltagsgegenständen ist ein typischer Ansatz für die Künstlerin. Ihre Arbeiten bewegen sich oft zwischen Abstraktion und Wörtlichkeit, dem Vertrauten und Unheimlichen, Absurdität und Ernsthaftigkeit.
Mit ihren Stoff-Skulpturen der Serie „Tigress“ interpretiert die Künstlerin die traditionellen chinesischen Tigerkissen, die Babys häufig als Spielzeug, Zeichen der Liebe, verbunden mit dem Wunsch nach einem langen Leben und zum Schutz des Kindes gegeben werden. Diese Kissen werden alle von Hand hergestellt, normalerweise von Familienmitgliedern. Die Künstlerin verändert das routinemäßige Stoffmuster der Spielzeuge. Dazu nutzt sie Druckmotive, die einen Bezug zur Kindheit der Künstler in den 90er Jahren in China haben. Die Stofftiere werden so zu persönlichen und nostalgischen Objekten. Die Künstlerin besaß tatsächlich selbst eines und verlor es, als sie jung war.
"Materialistic life" ist eine Serie von 9 Stickereien, die vertraute Objekte darstellen. Die Formen der Objekte sind mit schwebenden goldenen Fäden gefüllt, die das Licht in verschiedene Richtungen reflektieren und der anfänglichen flachen Bildebene eine dreidimensionale Illusion verleihen. Historisch gesehen bestehen die Fäden aus echtem Gold und werden in dekorativen Figuren wie Drachen, Phönix oder anderen göttlichen Tieren auf den Kleidern der Kaiser verwendet. Die
Künstlerin wendet dieselbe Technik an, um industriell hergestellte und alltägliche Gegenstände darzustellen, und verwandelt sie somit mit ironischer Geste in Luxusobjekte.
Die Porzellanskulpturen von Ming Lu spielen mit dekorativen und bedeutungsvollen Aspekten, die sowohl die alltägliche als auch die historische Kultur widerspiegeln. Ihre Porzellanwürfel verwandeln unterstützende, dekorative Muster in das Hauptsächliche der Arbeiten. Die miteinander verflochtenen Zweige und Blüten repräsentieren endlose Vitalität. Ihre Porzellanenten beziehen sich augenzwinkernd auf das beliebteste chinesische Gericht und ihr Porzellankopf spiegelt die Gedanken und persönlichen Gespräche der Künstlerin wider.
Ausgehend von ihrem kulturellen Erbe, interkultureller Dynamik und persönlichen Bezügen schafft die Künstlerin dichte, farbenfrohe Kunstdrucke, welche die Wahrnehmungsgewohnheiten und die Darstellung ritueller Objekte in Frage stellen. Ming Lu nutzt dazu fabelhafte Tiere, die als Formgeber für historische, rituelle Gefäße dienten. Diesen gibt sie geschichtete Oberflächen, darunter reine Farbebenen, dekorative Stoffornamente, frei gemalte Muster, Kalligraphie und
Symbole, die die Materialität dieser einst funktionalen und jetzt „funktionslosen“
Museumsgegenstände spielerisch verändern. Die Arbeiten sind kraft- und freudvoll, ebenso zeitlos wie zeitgemäß und reflektieren das kollektive Gedächtnis und die ursprüngliche Darstellung von Macht und Glauben, indem sie tradierte Bildsprache mit dem persönlichen Ausdruck der Künstlerin verbinden.
Weitere neue Arbeiten der Künstlerin sind gestaltet mit Luodian, ursprünglich eine dekorative Handwerkstechnik unter Verwendung verschiedener Muscheln in chinesischen Lackwaren. Die neueste Ergänzung in Ming Lus kreativer Arbeit ist eine Reihe digitaler Kunstwerke mit dem Titel "The young pioneers", die als NFT’s in der Blockchain gekauft und gesammelt werden können.



